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Fotocollagen "Klöster in Nienburg und Umgebung" von Lothar Semlin im Nienburger Rathaus

Ausstellungseröffnung am 20. April

stößt auf reges Interesse

 

Dass kirchliche Gesänge in lateinischer Sprache in den Klöstern Mitteldeutschlands erklungen sind, lässt sich nicht bestreiten. Ob es auch Lieder der Art waren, wie eines vom Hohenerxlebener Singekreis zur Eröffnung der Ausstellung „Klöster in Nienburg und Umgebung“ von Lothar Semlin im Nienburger Rathaus dargeboten wurde, lässt sich nur vermuten. Passend zum Auftakt war der Auftritt der sangesfreudigen Damen in jedem Falle. Sowohl der Beifall der zahlreichen Gäste als auch die Dankesworte von Bürgermeisterin Falke zeugten davon.

Viele Worte wolle sie zur Eröffnung der Ausstellung nicht machen, so Falke, sondern sogleich an Lothar Semlin als den Initiator der Ausstellung übergeben. Der stieg mit einem Ausspruch vom Alexander Humboldt ein: „Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft“ und berichtete den aufmerksamen Zuhörern, dass ihm dieses Zitat das erste Mal schon vor mehr als 20 Jahren begegnet sei. Doch erst seit der Zeit, in der er sich intensiv mit der Geschichte nicht nur Mitteldeutschlands und insbesondere mit dem Wirken der als Heilige verehrten Benediktinerin Hildegard von Bingen auseinandersetzt, sei ihm schrittweise die Bedeutung dieser Worte klar geworden. Als Autodidakt hat er sich in den vergangenen Jahren umfangreiches Wissen angeeignet und in seinen vielfältigen Projekten seinen Hang zur Geschichte und seine Liebe zur Fotografie zusammengebracht. So entstand auch seine, nun im Nienburger Rathaus für Jedermann zugängliche Ausstellung von Fotocollagen über das Kloster Nienburg und weiterer Gotteshäuser der Region. Eigens für die Präsentation im Nienburger Rathaus hat Semlin seine Ausstellung um eine weitere Nienburger Collage ergänzt. “Nienburg (Saale)“, so Lothar Semlin, „liegt bekanntlich an der Straße der Romanik, die zu den beliebtesten Tourismusrouten Deutschlands zählt. Deshalb nehmen Collagen mit Klöstern aus dieser Epoche einen breiten Rahmen in der Ausstellung ein. Im Mittelpunkt steht jedoch das Nienburger Kloster mit der gut erhaltenen Klosterkirche.“

Gemeinsam mit Hans Löffler vom Verein zur Förderung der Kultur und Denkmalpflege sowie der Heimatpflege der Stadt Nienburg (Saale) e.V. konnten die Anwesenden anschließend in die lange und wechselvolle Historie dieses für die Geschichte Mitteldeutschland sehr bedeutsamen Gebäudeensembles einsteigen. So schlug Löffler den Bogen von der zu Missionarszwecken im Harz gegründeten und im Jahre 975 nach Nienburg verlegten Benediktinerabtei über die Erhebung in den Stand eines Reichsklosters, der damit verbundenen Entwicklung zu einem der wohlhabendsten Klöster der Region bis hin zum Verlust der Reichsanbindung als Folge langjähriger Auseinandersetzungen und daraus folgender Änderungen der Machtverhältnisse. Dennoch so Löffler, blieb das Nienburger Kloster ein Zentrum der Kultur, der Bildung und der Wirtschaft. Mit der Abtretung des Klosters an die anhaltinischen Fürsten begann seine Nutzung als Schloss und Witwensitz. Später wurde es an Industrielle verkauft, die es im ausgehenden 19. Jahrhundert zunächst als Reisstärke- und später als Malzfabrik nutzen. Ein Brand im Jahr 1996 macht auf drastische Art und Weise deutlich, dass, wenn eine Erhaltung der Anlage erfolgen soll, umfangreiche Sicherungsmaßnahmen vonnöten sind. Nach Abriss der alten Malzfabrik im September des Jahres 2013 ist nun erstmals seit zwei Jahrhunderten der Blick in den historischen Klosterinnenhof für die Öffentlichkeit wieder möglich. Das Kloster, so Löffler abschließend, gehört zur Geschichte der Stadt. Als Nienburger sei er stolz und sich der touristischen Bedeutung von Kloster und Kirche bewusst. Ein tragfähiges Konzept für die Nutzung der Gesamtanlage zu finden, sei nun die Aufgabe der Stadt. Angesichts der allgemein bekannten schlechten finanziellen Ausstattung der Kommune leider keine leichte Aufgabe.

Für Kurzweiligkeit sorgte indes das im Anschluss von Rita Ragus und Brigitte Schiering inszenierte Rollenspiel. Als Hildegard von Bingen und Richardis von Stade lieferten sie den Zuschauern einen unterhaltsamen Abriss über geschichtliche Ereignisse der damaligen Zeit entlang der Saale. Orte wie Aderstedt, Alsleben, Bernburg, Calbe, Nienburg und Waldau fanden Erwähnung und den Zuhörern wurden u. a. die Begebenheiten um das Tanzwunder von Cölbigk eindrucksvoll nahe gebracht. Zuletzt kamen die beiden Damen auf die in der mitteldeutschen Region schon sehr lange währende Tradition des Weinanbaus zu sprechen. Und mit dem Zitat der Hildegard von Bingen: „Wein, maßvoll genossen, heilt und erfreut den Menschen zutiefst durch seine große Kraft und Wärme“ stießen die beiden Frauen mit einem Glas Rotwein zum Wohle aller Anwesenden an.

Den Abschluss des offiziellen Teils bildete noch einmal ein Liedbeitrag des Hohenerxlebener Singekreises. Sodann lud Bürgermeisterin Susan Falke alle Gäste ein, sich gemeinsam mit Lothar Semlin auf einen Rundgang durch die Ausstellung zu begeben. Dieser bedankte sich zunächst bei allen Mitwirkenden, die ihn bei der Erstellung der Fotocollagen unterstützt haben. Für seine Ausstellung hatte er gründlich recherchiert, mit Experten diskutiert und mit Heimatfreunden gesprochen. So erhielt er wertvolle Tipps und Einsicht in umfassendes, einzigartiges historisches Material. Ohne diese Hilfe, so Semlin, würde es diese Ausstellung nicht geben.

Bei lockeren Gesprächen in angenehmer Atmosphäre klang ein interessanter Nachmittag im Nienburger Rathaus aus.

Lothar Semlins Fotocollagen der Klöster in Nienburg und Umgebung sind bis in den Mai hinein im Nienburger Rathaus zu sehen.

Fotoserien

Klöster in Nienburg und Umgebung (DO, 27. April 2017)

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Stadt Nienburg (Saale)
Mo, 24. April 2017

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