Auftaktveranstaltung zur Entwicklung eines Nutzungskonzeptes für die Kulturlandschaft Schloss Nienburg und Umgebung
Einbeziehung regionaler Netzwerke
und lokaler Akteure in das Planungsvorhaben
ist zentrales Anliegen
Gemäß dem Beschluss des Stadtrates der Stadt Nienburg (Saale) vom 30.06.2015 soll für die Kulturlandschaft Schloss Nienburg und Umgebung ein Nutzungskonzept entwickelt werden.
Fördermittel in Höhe von 72.000,00 EUR, in Form einer Anteilsfinanzierung in Höhe von 80 % der zuwendungsfähigen Gesamtausgaben und mit Bescheid vom 24.07.2015 von der Investitionsbank Sachsen-Anhalt bewilligt, versetzen die Stadt nun in die Lage, ein solches Nutzungskonzept erstellen zu lassen. Und wenn ein tragfähiges Konzept vorläge, ließ Ministerpräsident Haseloff bei seinem Besuch Anfang September dieses Jahres in Nienburg (Saale) verlauten, sei auch aus Sicht des Landes eine weitere Förderung sinnvoll.
In seiner Sitzung am 06.10.2015 hatte der Stadtrat der Stadt Nienburg (Saale) beschlossen, den Auftrag für die Entwicklung des Nutzungskonzeptes an die Fa. Bionik - Werkstatt für energieeffiziente Gebäudesanierung, ein Planungsbüro für Baubiologie und Nachhaltigkeit, aus Halle (Saale) zu vergeben.
Anliegen der Stadtverwaltung Nienburg (Saale) ist es nun, regionale Netzwerke und lokale Akteure von Anbeginn aktiv in den Prozess der Entwicklung des Planungsvorhabens einzubeziehen. Bürgerinnen und Bürger, Vereine und Verbände sowie Wirtschaftstreibende sollen umfassend über das Projekt und seine Ansätze informiert werden.
Aus diesem Grund hatte die Stadtverwaltung am Mittwoch, den 28. Oktober 2015, 18:30 Uhr, alle interessierten Bürgerinnen und Bürger der Einheitsgemeinde zu einer Auftaktveranstaltung in die Aula der Grundschule eingeladen.
In ihrer Grußrede betonte Bürgermeisterin Falke, dass sie froh sei, dass die Vision ihres Vorgängers und jetzigen Landrat des Salzlandkreises, Herrn Markus Bauer, das Kloster einer touristischen Nutzung zuzuführen, nach und nach Gestalt annimmt. Rückblickend auf die für Mitteldeutschland bedeutsame Geschichte zog sie einen Bogen bis hin zum gegenwärtigen Zustand des historischen Gebäudekomplexes, für den es gilt, ein nachhaltiges Nutzungskonzept zu entwickeln. Charakteristisch für die künftige Verwendung soll dabei die Verknüpfung von tausendjähriger Kultur und Innovation sein. Das Ziel, die Stadt Nienburg (Saale) neutral, klimaschonend und effizient mit Energie zu versorgen, spiele hierbei eine wesentliche Rolle, so die Bürgermeisterin. Erfreut sei sie, so Falke, dass so viele Gäste der Einladung gefolgt und heute hergekommen seien.
Was heißt Bürgerbeteiligung, fragte anschließend Dr. Annette Schneider-Reinhardt, Geschäftsführerin des Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt e.V. in ihrem Redebeitrag. Als Dachverband für die Heimat- und Geschichtsvereine Sachsen-Anhalts blicke der Landesheimatbund in diesem Jahr nicht nur auf sein 25-jähriges Bestehen, sondern auch auf eine seit vielen Jahren andauernde erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Stadt Nienburg (Saale) zurück. Unter der Federführung des Landesheimatbundes und in Vorbereitung auf die 1050-Jahrfeier der Stadt Nienburg (Saale) gründete sich im Jahre 2009 der Verein zur Förderung der Kultur- und Denkmalpflege sowie Heimatpflege e.V. Zudem entstand das Netzwerk der Einheitsgemeinde Nienburg (Saale) für Vereine, Initiativen und engagierte Bürgerinnen und Bürger als Plattform sowie Koordinations-, Kontakt- und Informationsstelle für Ehrenamtliche und interessierte Bürger. Nun stehe man also erneut am Beginn eines gemeinsamen Projektes, zu dem es schon viele gute Ideen gäbe und welches man mit dem kühnen Titel „Futur 4.0“ überschrieben hätte. Ziel sei, die Ideen aller Beteiligten zu bündeln und einen Maßnahmenplan zur Umsetzung der zukünftigen Investitionen zu entwickeln.
Peter Reinhardt, Baubiologe und Energieberater, legte in seinem Redebeitrag den Focus auf die angestrebte klimaschonende und effiziente Energieversorgung. Hierbei stehe die Umsetzung regenerativer Ideen im Vordergrund, um fossile und atomare Rohstoffquellen weiter in den Hintergrund zu drängen und um den Ausbau von Anlagen für Sonnenenergie-, Bioenergie-, Erdwärme-, Wasserkraft- und Windenergie sowie für Anlagen zur Verbrennung CO2 - neutraler nachwachsender Rohstoffe zu fördern. Dankbar sei man dabei, so der Baubiologe, über den Input von Ergebnissen bereits vorhandener Untersuchungen bzw. Studien und die Beteiligung Ehrenamtlicher. Hier, so Reinhardt weiter, könnte auch die Durchführung von Veranstaltungen zum Einwerben von Geldern angesiedelt sein.
Prof. Dr. Reuter, Geograph u. Landschaftsplaner, verwies mit Vehemenz auf die aus seiner Sicht neue Qualität der industriellen und technischen Entwicklung. Diesem Umstand geschuldet, sei es unumgänglich, innovative Voraussetzungen zu schaffen, um den Bekanntheitsgrad des Schlosskomplexes aus der lokalen Wirkung hinaus über Stadt- und Bundeslandgrenzen anzuheben. Sogar innerhalb Europas soll die Klosteranlage Nienburgs in der Zukunft eine Rolle spielen. Dafür brauche es zukunftsweisende Alleinstellungsmerkmale und völlig neue Attraktionen, um die Außenwirkung um ein Vielfaches zu erhöhen. Abschließend stellte Reuter einen 5-jährigen Stufen- und Investitionsplan vor, der ab 2017 greifen sollte.
Vielseitig, von unterschiedlichen Sichtweisen geprägt, gestaltete sich die anschließende Diskussion. Olaf Böhlk, Kulturstiftung Bernburg (Saale), hob hervor, dass die Grundlage für die Entwicklung eines nachhaltigen, touristischen Konzeptes seiner Ansicht nach eine wissenschaftliche Arbeit zur mittelalterlichen Geschichte der Anlage sei. Deshalb regte er an, eine Partnerschaft mit einer Universität zu suchen, um dieses Thema zum Gegenstand einer Promotion zu machen und bot sogleich an, entsprechende Kontakte zu knüpfen. Nienburg (Saale), so Böhlk, brauche Platz in der Geschichte Sachsen-Anhalts.
Heinfried Stuve, freischaffender Architekt aus Köthen (Anhalt), sprach von zwei Klippen, die umschifft werden müssen. Zum einen stellte er die Herausfilterung eines Alleinstellungsmerkmales zur Erhöhung der überregionalen Bedeutung des historischen Gebäudekomplexes als große Herausforderung heraus, zum anderen riet er, die nachhaltige Bewirtschaftung des wiederhergestellten Klosterensembles keinesfalls außer acht zu lassen. „Ihr werdet sonst nicht das Geld haben, nachher das Licht anzuschalten!“, warnte er eindrucksvoll.
Mit dem Ziel zukünftig zur nachhaltigen Bewirtschaftung beizutragen, stellte Hendrik Kurpiela seine Ideen vor. Sein Konzept biete das gesuchte Alleinstellungsmerkmal und die Gelder, die hiermit erwirkt werden, würden der Stadt und dem Projekt zugute kommen.
Abschließend dankte Bürgermeisterin Susan Falke allen Anwesenden für ihr Kommen und die interessanten Diskussionsbeiträge, welche die Zusammenkunft bereichert hätten.
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